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Erkenntnisse von 2017 zum Hamburger Hanseatenkreuz


Im Rahmen einer Diskussion zum Bremer Kreuz hat der User chinook21 den folgenden Text veröffentlicht, den ich hier wiedergeben möchte.

Quelle: http://h2385226.stratoserver.net
User: chinook21

Beitrag

Hallo,

ich hatte bzgl. der Hanseatenkreuze im Jahr 2017 im Hamburger Staatsarchiv geforscht und alle verfügbaren Akten über das Hamburger Hanseatenkreuz durchgearbeitet. Hier nochmal die Erkenntnisse, die ich schon mal an anderer Stelle im Forum veröffentlicht hatte.

Auf die Ausschreibung des Hamburger Senates hatten sich 1915 diverse Hersteller von Orden-und Ehrenzeichen beworben.
Dazu gehörten:
  • Paul Küst, Berlin
  • Höhne & Friedewald, Hamburg
  • Heinrich Zehn, Hamburg
  • L. Christian Lauer, Nürnberg
  • J. Godet & Sohn, Charlottenstr. 55, Berlin
  • Heinrich Pape, Hamburg
  • Robert Erlemann, Bijouterie und Knopfabzeichen, Hamburg
  • Metallätzwerk Hamburg-Nürnberg Fleischmann & Füller
  • Curland & Hering, Hamburg
  • August Friedrich Richter, Schmuckwarenfabrik, Bachstr. 9/17, Hamburg

Den Zuschlag für das Hamburger Hanseatenkreuz erhielt einzig und allein August F. Richter, die Gründe hierfür sind unbekannt.

Die anderen Hersteller wurden teilweise noch nicht mal hierüber informiert bzw. erhielten keine Absage (Brief von Robert Erlemann an den Senat am 21.11.15). Am 21.11.15 ging vom Verband deutscher Militäreffekten-Fabrikanten diesbezüglich eine Beschwerde beim Hamburger Senat ein. Richter hätte anderen Herstellern die Produktion von Hanseatenkreuzen in Hinblick auf das angeblich durch Richter geschützte Muster des Hanseatenkreuzes verboten, was aus Sicht des Verbandes unzulässig sei und eine Monopolstellung Richters herbeiführen würde. Letztendlich hat die Beschwerde aber keine Konsequenz nach sich gezogen und August F. Richter blieb während des Krieges der einzige Hersteller zumindest des Hamburger Hanseatenkreuzes.

August F. Richter produzierte aber auch das Bremer und Lübecker Hanseatenkreuze, wobei in einem Schriftwechsel zwischen Dr. C. Plessing + Dr. Hagedorn am 20.02.16 die Firma Schwartzkopf als alleiniger Vetreiber der Lübecker Hanseatenkreuze benannt wurde, auch wenn August F. Richter noch am 16.09.15 eine Bestellung aus Lübeck über 2000 Kreuze angenommen hatte.

Am 25.01.29 antwortete Richter der Hamburger Staatskanzlei im Rahmen eines erneuten Auftrages über 1500 Hamburger Hanseatenkreuze, lose in Watte und Seidenpapier gepackt: Die Stücke würden "in Originalgröße und Ausführung wie seiner Zeit während und nach dem Kriege geliefert, in solider stark versilberte Ausführung".

Das bedeutet, dass auch nach dem Krieg von offizieller Seite an den probemäßigen und auch nach dem Krieg unveränderten Richter-Stücken festgehalten wurde.

Aufgrund eines weiterhin bestehenden Bedarfs immer wieder Hanseatenkreuze bei August F. Richter durch den Senat nachbestellt. Das lässt sich sicher bis 1935 nachvollziehen.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Firma August F. Richter bis 1935 alleiniger Lieferant der Hamburger Hanseatenkreuze war. Diese behielten auch nach dem Kriege die ursprüngliche Form/ stark versilberte Ausführung bei, so dass auch die Nachkriegsfertigungen von Richter den probemäßigen Verleihungsstücken des Krieges entsprachen.Verschiedene Versuche ab 1917, günstigere Materialien bei der Produktion einzusetzten, schlugen fehl, da sich die Emaille auf Eisen, Alluminium oder Zink nicht "aufbringen lies". So wurden unter zunehmend teureren Produktionskosten weiterhin "kupferreiche Legierungen unter Tombakverwendung" eingesetzt.

Über die sogenannten Juweliers- oder Zweitstücke, von denen einige aus Silber gefertigt wurden, finden sich in den gesamten Unterlagen des Hamburger Staatsarchiv keinerlei Informationen. Die Aktenlage unterstützt damit auch nicht die These, dass Silberstücke gezielt an hohe Offiziere oder höher gestellten Persönlichkeiten verliehen wurden, da die Staatskanzlei stets nur das typische Verleihungsstück bei August F. Richter bestellt hat.

Meiner Meinung nach kann man daher nur mutmaßen, dass andere Fabrikanten/ Juweliere (unter anderem die o.g. Bewerber) eventuell entsprechende Zweitstücke für den Privatgebrauch gefertigt haben (z.B. Godet).

Nachweislich (laut Verkaufskatalog) wurden Hanseatenkreuze von folgenden Anbietern verkauft:

  • M. Fleck, Hamburg (19??) >> Hanseatenkreuz HH in probemäßige Form
  • Deumer (1926) >> alle 3 Hanseatenkreuze in probemäßige Form
  • Fr. Linden (19??) >> Hanseatenkreuz HH in probemäßige Form
  • A. vom Hofen (1933) >> alle 3 Hanseatenkreuze in probemäßige Form
  • Boenger & Co, Berlin (19??) >> alle 3 Hanseatenkreuze in probemäßige Form
  • S&L (1939) >> alle 3 Hanseatenkreuze in probemäßige Form
  • Schickle (1938) >> alle 3 Hanseatenkreuze in probemäßige Form

Lediglich in einem Verkaufskatalog von Godet aus dem Jahr 1930 lassen sich in einer Abbildung das Bremer und Lübecker Hanseatenkreuz erkennen, welche nicht die typische Queröse aufzeigen und damit nicht der probemäßigen Form entsprechend


Anbei einige Fotos:

An den Hamburger Senat eingesandte Entwürfe aller 3 Hanseatenkreuze eines unbekannten Herstellers. Interessant ist, dass die Adler-Schnäbel der Lübecker Kreuze schwarz sind!


Hamburger


Bremer und Lübecker Kreuze

Verleihungsstück Hamburger Hanseatenkreuz


Vorderseite


Rückseite

Juweliersstück ohne Herstellermarkierung mit sehr breiter Ringöse, so auch in einem Herstellerkatalog von GODET zu finden


Vorderseite


Rückseite

Juweliersstück mit der Markierung SILBER (Zimmermann wurde in den Akten nicht erwähnt !)


Vorderseite


Rückseite

Juweliersstück mit einer Sternchen/ X-Markierung im Bandring


Vorderseite


Rückseite

Anmerkung meinerseits

Ein wichtiger Beitrag mit einigen Klärungen zu offenen Fragen bzgl. des Hanseatenkreuz.

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Erstversion vom 10.07.2021. Letzte Aktualisierung am 10.07.2021.