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Verschenkte Werte

Artikel vom 28.12.2005 aus Sonstiges.

Einen interessanten und nicht ganz unwichtigen Aspekt aus dem politikforum.de hat der User Dirk Nege im Zusammenhang mit dem Bürgergeld angesprochen.

Es geht mal wieder darum, das es viele gesellschaftliche “Leistungen” gibt, welche statistisch nicht erfasst werden aber ein wichtiges Merkmal für Lebensqualität darstellt. Im Endeffekt also nichts neues. Interessant sind in diesem Text einige Details welche mit Zahlen unterlegt sind. Normalerweise kennt man ja die Herleitung im Bezug auf Mütter zu Hause, Heimarbeit, usw.

„Verschenkte Werte“ und weshalb ein Bürgergeld gerechtfertigt ist

Unsere Volkswirtschaft unterteilt sich - wie bekannt - in einen offiziellen und inoffiziellen Sektor. Nur der offizielle Sektor ist im Bruttoinlandprodukt erfasst, der inoffizielle Sektor besteht dagegen aus der statistisch nicht erfassten Haushalts- und Selbstversorgungswirtschaft (etwa Hausarbeit, soziales Engagement etc.). Hier wird ersichtlich, dass eigentlich makroökonomische Größen von bedeutsamen Wert keinerlei monetäre Anerkennung finden. Sie unterliegen einer nonkommerziellen Selbstverständlichkeit, die eigentlich so nicht gerechtfertigt werden kann. Denn die außerhalb der Erwerbsarbeit geleisteten Tätigkeiten haben für die Qualität der Gesellschaft einen Wert, ohne den die Gesellschaft gar nicht existieren könnte. Das heißt, jeder von uns produziert unverzichtbare Werte, die unbezahlt bleiben.

Das gilt zum Teil auch für den konsumtionellen Bereich, indem die Preispolitik beispielsweise auf vom Konsumenten kostenlos übernommene Tätigkeiten basiert. Dazu ein Beispiel:

„Der Techniksoziolge G. Günter Voß und die Psychologin Kerstin Rieder gehen in ihrem Buch „Der arbeitende Kunde“ dem Phänomen des „Outsourcings an den Verbraucher“ auf den Grund. Dort findet sich: eine Menge Geld.

Ikea zum Beispiel lässt Kunden als Lagerarbeiter, Lastenschlepper, Spediteur und Möbelmonteur mitarbeiten. Mal gesetzt den Fall, die kämen beim schwedischen Möbelhaus auf 8 € Stundenlohn, dann haben die Käufer der 30 Millionen Billy-Regale allein für 120 Mio. € „Montagearbeit“ geleistet.“
(Quelle: „Shopping ist Arbeit“, Financial Times Deutschland, 14.12.2005, Seite 33)

Und weiter, die Ideen zu einem nicht unerheblichen Teil bereits gegenwärtiger und vor allem zukünftiger (Konsum-) Produkte und Dienstleistungen werden ohne bzw. ohne nennenswerte Gegenleistung vom Konsumenten „erfunden und geliefert“. In diesem Vorgang besteht kein geistiger Diebstahl, denn Ideen sind rechtlich solange nicht geschützt, wie sie keiner konzeptionellen Zusammenfassung entsprechen. Aber auch hier wird ersichtlich, dass Werte in gewisser Hinsicht verschenkt werden.

Andererseits ergibt sich auch aus diesem Sachverhalt, dass der Ideenreichtum einer Gesellschaft samt der Talente und Fähigkeiten vieler Menschen durch die einseitige Konzentration auf die berufliche Erwerbsarbeit eingeschränkt wird. Somit gelangt die Effizienz der Entgrenzung zwischen beruflicher Erwerbsarbeit und Konsum nicht ins öffentliche Bewusstsein, womit Formen neuer Wertschöpfung ganz einfach brach liegen (und sei es zunächst in der Umkehrung der Werte).

Es wäre deshalb gerechtfertigt, nicht nur auf Grund der unbezahlten bzw. verschenkten Werte eine Ausgleichszahlung in der Qualität eines Grundeinkommens/Bürgergeldes einzuführen, sondern ebenso das Bürgergeld/Grundeinkommen als Gehalt im Sinne zu entwickelnder Ideen zu gewähren. Diesbezüglich könnten öffentliche Ideen- und Talent-Center, deren Ergebnisse - auch zum Zwecke der Vermarktung - jedem zur Verfügung stehen, eingeführt werden. Das käme jedenfalls der Entwicklung zur Wissensgesellschaft eher gerecht als bisherige Maßnahmen, die den Wert - die Würde - der Menschen durch (sozial-) staatliche Gängelung in Frage stellen. Oder wird das hier anders gesehen?

DN


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Erstversion vom 28.12.2005. Letzte Aktualisierung am 15.09.2009.